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Marc Tiburski - Einmal mit dem Rad von Nord nach Süd durch Afrika

TEXT: Christian Lenk

Die Passstraße hinauf zum Hochplateau der Serra de Leba (Fotos: © Privat)
Die Passstraße hinauf zum Hochplateau der Serra de Leba (Fotos: © Privat)

Zuletzt hatte Tiburski Besuch von seinen Eltern und einem Freund, mit denen ein fast vierwöchiger Roadtrip durch das bei Touristen aus der ganzen Welt sehr beliebte Land im südlichen Afrika auf dem Programm stand. Als „sehr absurd“ beschreibt der Freudenstädter Weltenbummler dabei seine Eindrücke: „Ich habe hier in Namibia mehr Touristen in vier Wochen gesehen als im ganzen Zeitraum in West- und Zentralafrika. Für die Touristen ist es das Afrika – aber für mich ist es hier, nach den ganzen Eindrücken in Gabun, Äquatorialguinea, Kamerun, Angola und den weiteren Ländern entlang der westafrikanischen Küste, eher schon wieder europäisch.“

Diese Eindrücke kommen nicht von ungefähr, denn Namibia als ehemalige deutsche Kolonie ist nach wie vor stark von der damaligen Zeit geprägt – was auch an den Nachkommen der deutschen Besatzer liegt, die dort weiterhin das alltägliche und kulturelle Leben mitprägen. Immer wieder trifft der 33-Jährige zudem auf typische deutsche Bauwerke aus der Kolonialzeit – deutlich mehr als in den anderen ehemaligen deutschen Kolonien Togo, Ghana und Kamerun. Und auch in den Gassen von Windhoek hört man immer wieder Deutsch – ein Stück Heimat für den Weitgereisten, mitten in Afrika.

Seit seiner letzten längeren Pause in Äquatorialguinea ist Marc Tiburski froh, wieder „auf Achse“ zu sein. Allerdings musste er in den letzten Monaten einige Hindernisse überwinden. In einem der von Regenwald geprägten Nationalparks in Gabun hatte er über mehrere hundert Kilometer kein Handynetz und nahezu keinen Kontakt zur Zivilisation. „Ich habe diese Tage des digitalen Detox sehr genossen“, beschreibt der Freudenstädter dieses Erlebnis. Die Region ist auch bekannt für ihre Elefanten – zu Gesicht bekam er jedoch keine: „Ich habe aber immer wieder das Knacken der Äste auf ihren Streifzügen durch den Dschungel gehört.“



Nachdem Gabun und die Republik Kongo durchquert waren und die angolanische Enklave Cabinda – die zwischen der Republik Kongo und der Demokratischen Republik Kongo liegt – erreicht war, wartete ein weitaus größeres Hindernis: Von dort aus musste Tiburski nämlich zunächst aufs Schiff. Für das nächste Land auf seiner Reiseroute, die Demokratische Republik Kongo, bekommt man aktuell nämlich nicht so einfach ein Visum. Daher musste er von Cabinda die Fähre direkt nach Angola nehmen, von wo aus es dann wieder radelnd weiterging.

In Angola benötigte er zwar kein besonderes Visum, doch auch hier sollte es nicht langweilig werden. Das Touristenvisum galt lediglich für 30 Tage. Und nachdem er in Cabinda bereits einige Tage auf die Fähre hatte warten müssen, kamen in Luanda weitere Wartetage hinzu – diesmal auf seinen neuen Reisepass. Soweit, so gut. Betrachtet man jedoch die verbliebenen 20 Resttage der Visumsgültigkeit und stellt sie den 2.200 Kilometern bis zur namibischen Grenze gegenüber – auf teils steinigen, teils schlammigen (wegen der Regenzeit), aber auch oft staubigen Pisten – wird klar: Der ehemalige Radrennfahrer musste nun ordentlich in die Pedale treten.

Eines ließ er sich aber trotz Zeitdrucks nicht nehmen: die Route hinauf zum Hochplateau der Serra de Leba. „Die Fahrt nach oben mit ihren vielen Spitzkehren war eine der – oder vielleicht sogar die – schönste Passstraße, die ich je gefahren bin“, schildert Marc Tiburski diese mit einem Alpenpass vergleichbare Passage. Belohnt wurde er mit einem fantastischen Ausblick über die Regenwälder Angolas.

Je weiter der Radnomade allerdings in Richtung Namibia kam, desto spärlicher wurde die Zivilisation – was bedeutete, dass nun auch immer mehr Teilstücke ohne jede Wasserstelle vor ihm lagen. Damit wurde eine gute Planung und Einteilung der Vorräte umso wichtiger.

Endlich in Namibia angekommen, wurde er von der unglaublichen Flora und Fauna entschädigt: Endlich bekam er auch die erhofften Elefanten, Nashörner und Löwen zu sehen. Nachdem der Besuch aus Deutschland in der vergangenen Woche die Heimreise angetreten hatte, heißt es nun auch für Marc Tiburski langsam, aber sicher: Abschied nehmen von Namibia. Die Reise soll nämlich weiter in Richtung Süden gehen.

Zwar wird es nachts im beginnenden Herbst auf der Südhalbkugel bereits empfindlich kalt, doch die 20–25 Grad tagsüber versprechen ein deutlich angenehmeres kommendes Teilstück – im Vergleich zu den Tropen, wo es oft weit über 35 Grad heiß war, bei nahezu 100 % Luftfeuchtigkeit.

Das nächste Ziel steht auch schon fest: das Kap der Guten Hoffnung. „Dann kann ich sagen: Ich habe mit eigener Muskelkraft den afrikanischen Kontinent von Nord nach Süd durchquert“, schmunzelt Marc Tiburski. Doch das ist noch lange nicht das Ende seiner unglaublichen Fahrradreise – denn vom Kap aus soll es wieder nordwärts gehen, diesmal auf der Ostseite Afrikas. Und dort ist ein Ziel schon ganz klar definiert: „Im Herbst findet die erste Rad-WM auf dem afrikanischen Kontinent in Ruandas Hauptstadt Kigali statt. Wenn ich eh schon in Ostafrika unterwegs bin, will ich mir das unbedingt anschauen.“


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