Nicht vom Einheitsbrei der Massenproduktion, sondern wie aus einer italienischen Edeldesignschmiede präsentiert sich das Torino GRV von Coboc. Da passt es ins Bild, dass die Heidelberger nicht auf einen elektrischen Antrieb vom Zulieferer setzen, sondern eigene Ingenieurskunst aus dem Ländle an den Start bringen.
Der Coboc Electric Drive CBC02 ist ein Nabenmotor mit 250 W Leistung, der in der Spitze jedoch bis zu 500 W abrufen kann. Er fühlt sich dadurch tatsächlich kräftiger an als andere Nabenmotoren.
Coboc verspricht ein natürliches Fahrgefühl, das mittels selbst entwickelter Algorithmen immer genau die richtige Unterstützung liefert. In der Praxis klappt das gut, wenn man sich an die
„Gedenksekunde“ zwischen einer halben und einer ganzen Kurbelumdrehung gewöhnt, bis die Unterstützung eintritt. Dieses Verhalten ist allerdings typisch für Nabenmotoren. Der Nachschiebeeffekt ist
dafür sehr gering.
Der Verbrauch war in unserem Test als sehr gut zu bezeichnen, und der Akku wurde mit relativ großzügigen 360 Wh bemessen. Coboc gibt eine Reichweite von 70 bis 100 km an, was auch für größere
Fahrer in den meisten Szenarien absolut realistisch sein sollte. Auf Bedienelemente oder digitale Anzeigen verzichtet Coboc zugunsten des Designs; es gibt lediglich einen einzigen Knopf auf der
Unterseite des Oberrohrs, wo sich – hübsch versteckt – auch die Ladebuchse befindet. Auf der Oberseite zeigen fünf winzige, aber gut erkennbare LEDs den Akkustand und durch ihre Farbe die
gewählte Unterstützungstufe an.
Bei der Wahl der Unterstützung präsentiert sich das Torino GRV ebenfalls minimalistisch-puristisch: Zwei Stufen stehen zur Auswahl. In der Praxis ist das meistens völlig ausreichend, auch wenn eine dritte Stufe technisch sicher nicht unmöglich wäre. Dafür ist es möglich, beide Stufen mit der App individuell anzupassen. Die Beleuchtung ist supereinfach zu bedienen: Den (einzigen) Knopf etwas länger gedrückt halten, und das exzellente, StVZO-konforme Supernova E-Bike Mini 2 Vorderlicht zeigt, was es kann. Für das Rücklicht hat sich Coboc etwas Besonderes einfallen lassen: Es ist knapp unter der Sattelstützenschelle komplett in den Rahmen integriert und stört daher im ausgeschalteten Zustand die Optik des Bikes in keiner Weise.
Der Rahmen aus Aluminium ist, wie auch das gesamte Bike mit insgesamt 14,9 kg, nicht unbedingt superleicht, dafür aber in einer tollen Effektfarbe lackiert. „Walter White“ Metallic ist nicht einfach nur weiß, sondern schimmert je nach Lichteinfall grün-lila. Ebenso steht das Bike selbstbewusst zum verwendeten Material: Die Schweißnähte sind nicht weggeschliffen, sodass man sich von der tadellosen Verarbeitung überzeugen kann.
Die Schaltgruppe ist nicht auf dem allerneuesten Stand: Hier setzt Coboc komplett auf Shimanos bewährte GRX600 in der 1x11-Ausführung mit einer 11-42-Kassette. Diese ist, ebenso wie die Kette, schwarz – so sieht man nicht sofort jeden Dreck. Positiv betrachtet ist die verwendete Gruppe sehr wartungsfreundlich und verschleißarm, was gut zum Charakter des Torino GRV passt. Für zukünftige Updates würden wir uns jedoch eine aktuellere Gruppe wünschen. Sehr gut gefällt uns die Kurbel, die eine Kettenführung mitbringt und damit Schmierstreifen auf der Hose und Abwürfe verhindert.
TECHNIK
- Preis: 4.499,00 Euro
- Gewicht: ca. 14,9 kg
- Rahmengrößen: S, M, L, XL
- Rahmen: Coboc Aluminium 6000
- Gabel: Coboc Carbon
- Antrieb: Coboc Electric Drive, CBC02, 250 W / bis 500 W Leistungsspitze
- Akku:Coboc, 360 Wh
- Display/Bedieneinheit: Coboc
im Rahmen integriert - Lenker: Coboc
- Vorbau: Coboc
- Sattel: Coboc
- Sattelstütze: Coboc
- Kurbel: Coboc
- Kassette: 11-42T, schwarz
- Schalthebel: Shimano GRX
- Schaltwerk: Shimano GRX RX600 1x11s
- Bremsen: Shimano GRX RX600
- Laufräder: Coboc 622x23c
- Reifen: WTB Venture, 40-622
Fazit: Auch wenn das Coboc Torino GRV unterm Strich ein waschechtes E-Gravelbike mit einem kräftigen Nabenmotor ist, kann die Heidelberger Manufaktur ihre Wurzeln in urbanen
Gefilden nicht verleugnen. Das stimmige Design und die perfekt integrierte Beleuchtung machen nicht nur im Wald, sondern auch vorm Café in der Stadt eine gute Figur.
Wer beim Radfahren gut aussehen, unterwegs nicht viele verschiedene Unterstützungsstufen durchwechseln und sich keine großen Gedanken um die Tageszeit machen möchte, wird mit dem Coboc Torino GRV
bestens bedient.
INFOS: www.coboc.biz
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